COINCIDENCE II/2010 – Zusammentreffen in Köln

SpiegeleiGruppenausstellung im IGNIS e.V. – Europäisches Kulturzentrum
05.11. bis 12.12.2010
Auszug aus der Eröffnungsrede am 5. November 2010
von Janusz Pac-Pomarnacki
Foto von Nikos Choudetsanakis

(…) Links von Ihnen haben wir Bilder von Mandana Mesgarzadeh. (…) Bilder aus der Serie „Nahrung“ gewählt. (…)

William Turner, der geniale englischer Romantiker gilt zu Recht als der Wegbereiter der Impressionisten. (…) Die Motive wurden immer weniger wichtig, zunehmend mehr ausgewaschen, schwerer zu erkennen, manchmal nur zu erahnen, als Vorwand für die eigentlich wichtigen Spiele von Licht und Farben.

In der herrschender Diktatur des realistischen, glanzvollen Perfektionismus waren diese Bilder für viele unerträglich. (…) Man verspottete seine Arbeiten, dass es völlig egal ist, was er malt, weil am Ende immer nur ein Spiegelei mit Spinat daraus wird. „Spiegelei mit Spinat“ Man konnte sich nichts Trivialeres, nichts Flacheres, nichts Unwürdigeres ein Motiv eines Bildes zu werden vorstellen. (…) Nein, das gehört sich nicht.

Aber die Zeit vergeht und wir sehen Bilder von der Gruppe, die schlicht Nahrung heißt. Wir haben keine Angst mehr vor Trivialität, vor Einfachheit. Die Bilder heißen auch so, wie das, was sie zeigen. „Rosenwasser“ oder eben „Spiegelei mit Datteln“. In vielen, vor allem nicht den besten Speiselokalen, die exotische Küche servieren, bekommt man als Menü Fotos von den Gerichten, meist unscharf und in falschen Farben und unten den Namen der Speise, damit man weiß was man eigentlich bestellt.

Also würde man annehmen sollen, dass Mandana Mesgarzadeh etwas flaches, auf der Skala der Werte ganz, ganz unten platziertes zeigt. Also fast food auch im kulturellen Bereich. Sie zieht das ins Lächerliche. Oder?

Nur was sollen diese Muster auf dem Bild? Sie wiederholen sich unzählige Male immer wieder. Wie eine Mantra, wie eine heilige Silbe, die man ständig wiederholt, um sich in den erhabenen Zustand der Meditation zu versetzen. Und das ist doch eindeutig Kalligraphie. Man kalligraphiert doch keine Schimpfwörter, keine Namen von bedeutungslosen Dingen. In Schönschrift schreibt man mit Sorgfalt und Erfurcht heilige Wörter. Noble, angebetete Sachen, keine Alltäglichkeiten. Aber die Schrift hier wiederholt nur sprachlich was im Bilde zu sehen ist. Also ein Zeichen für Spiegelei als Mantra?

Die Nahrung, auch einfachste Speisen, das ist etwas Grundsätzliches. Die simple Tatsache, dass die Nahrung eine Bedingung des Leben ist, dass ohne Nahrung kein „BIO“, kein Leben, sondern nur Tod möglich ist, lässt uns die Bilder wieder anders sehen.

Wir versuchen sie auf viele, mögliche Weisen zu interpretieren.
Sie berühren etwas Grundsätzliches, das ist wichtig und wir scheitern ständig. Das macht diese unglaubliche einfache Kompliziertheit, oder auch komplizierte Einfachheit. Ich glaube, dass es keine endgültige Antwort auf unsere und viele weitere Fragen gibt in diesen Bildern. Aber es lohnt sich sie zu suchen.